Tanzaufstand im Pinguinland. Bei ihrem ersten Animationsprojekt setzen die Warner Brothers auf viel Kitsch und Weltverbesserung in Form schmissiger Gesänge. Leider stolpern Stepppinguin Mumble und seine Freunde trotz prominenter Synchro-Besetzung und guter Animation viel zu schnell über die eigenen Ansprüche - und reißen damit Happy Feet ins Bodenlose.
Aussenseitergeschichten waren schon immer gut für Familienunterhaltung. Das Kinopublikum schließt den sympatischen "Underdog" Hauptcharakter sofort ins Herz und fiebert mit ihm bis zum unweigerlichen "Happy End" mit. In Happy Feet ist der Underdog ein Pinguin, hat aber ansonsten mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie seine Genrekollegen. Als einziger Gesangsspastiker in der sonst von unglaublichen Harmonien geprägten Welt der Kaiserpinguine, wird Mumble Happy Feet (Elija Woods) wohl nie sein Herzenslied finden - und damit auch nicht die Frau seiner Träume. Dafür kann der kleine steppen wie derTeufel, und lässt auch keine Chance aus, dies unter Beweis zu stellen. Sehr zum Verdruss seiner Eltern und Mitpinguine, die in dem jungen Mumble nicht mehr als einen Sonderling sehen.
Das alles ist sauber animiert und von der durchweg hochkarätigen Sprecherriege auch enorm gut umgesetzt. Dazu kommen schön choreografierte Tanzszenen, Neuinterpretationen klassischer Diskohits und dutzende flauschiger Mini-Pingus, die sich herzallerliebst durch Happy Feet singen, rappen und steppen.
Hätte es Mad Max und Ein Schweinchen Namens Babe Regissseur George Miller bei diesem Szenario gelassen, wäre aus Happy Feet zwar nicht der beste Animationsfilm aller Zeiten geworden, aber sicherlich ein nettes Stück Familienunterhaltung. Leider schien die Geschichte um Mumble und seine große Liebe nicht genug für Miller gewesen zu sein und so kippt Happy Feet nach circa der Mitte in einen komplett anderen Film um. Der hat einen vollkommen anderen Inhalt und "glänzt" statt mit Stepptanz und Gesang mit viel Drama und Ökometaphorik Marke Holzhammer. Das ist zwar sicherlich gut gemeint - nur sehen will man es leider nicht. Da hilft auch das drollig spielende Adelie-Pinguinquintett unter der genialen Leitung von Robin Williams nicht mehr, die selbst im größten Drama noch versuchen, etwas wohlgemeinten Humor in den Film zu bringen.
Regissseur George Miller mag "große" Geschichten. Dass diese auch durchaus düster und trotzdem für die ganze Familie geeignet sein können, bewies er mit seinen Schweinchen Babe-Filmen. Bei Happy Feet ist dieser Ansatz aber gründlich in die Hose gegangen. Da können die Animation auch noch so gut und die computeranimierten Pinguine noch so sing- und tanzfreudig sein. Ein kompletter Rohrkrepierer ist Warners erste Computeranimationsproduktion nicht, dafür sorgt die wirklich nette erste Hälfte. Gesehen muss man Happy Feet aber auch nicht haben.
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