haY - Der Teufel trägt Prada

DER TEUFEL TRÄGT PRADA

HANDLUNG:

Der Teufel trägt Prada“ handelt von der 23-jährigen Andrea Sachs, einer angehenden Journalistin, die eher ungewollt zu einem Job kommt, „für den Millionen junger Frauen ihr Leben geben würden“, wie sie elf Monate lang permanent hören wird. Sie ist Junior-Assistentin von Miranda Priestley, Chefin des Modemagazins „Runway“ in Manhattan. Der Job besteht im Wesentlichen darin, Miranda zwölf Stunden pro Tag zu Diensten zu sein, sei es mit Starbucks-Kaffee, oder Kopien des noch nicht erschienen, letzten Harry Potter-Bandes für die Zwillingstöchter zu beschaffen.

Diese Erledigungen darf Andrea, in Prada und Manolo Blahniks gekleidet, vollziehen. Ein Benefit, den die College-Absolventin nicht wirklich zu schätzen weiß, hatte sie doch von Mode bis dato keine Ahnung. Bei „Runway“ mutiert sie jedoch zwangsläufig zur Fashionista, und wird mit zahlreichen Werbegeschenken der angesagten Designer versorgt. Ein Jahr lang will sie durchhalten, denn dann stünden ihr dank Mirandas Kontakten alle Türen zu „wirklichen“ Zeitschriften offen, wie es heißt.

Nach elf Monaten wirft Andrea das Handtuch. Im Buch verabschiedet sie sich von Miranda mit einem herzlichen „Fuck off“, was im Film zu einer geradezu menschlichen Abschiedsszene wurde, als Andrea ausgerechnet während der Modeschauen in Paris kündigt. Im Buch ist Miranda ein wahrer Drache, der den Gerüchten über das authentische Vorbild Anna Wintour nahekommt.

Von Wintour, auch „Nuclear Wintour“ genannt, heißt es, dass sie kühl und rücksichtslos sei. Die geschiedene Mutter von zwei Kindern wurde 1949 in London geboren, und ist seit 1988 erfolgreiche Chefredakteurin der amerikanischen „Vogue“. Sie ist einer der mächtigsten Player der Modeindustrie. Die Termine der internationalen Fashionshows werden nach ihrem Zeitplan festgelegt. Man beschreibt Wintour als äußerst diszipliniert, mit geregeltem Tagesablauf ab 5.45 Uhr morgens. Parties verläßt sie stets nach einigen Minuten, sogar ihre eigenen. Ihr Markenzeichen ist ein perfekt geföhnter Pagenkopf und eine übergroße Sonnenbrille, und immer ist sie topmodisch gekleidet.

Streep dagegen wirkt etwas bieder in ihren eleganten Business-Kostümen, mit der silbergrauen Oma-Frisur. Auch darf sie im Gegensatz zur Romanvorlage menschliche Züge zeigen, wenn zum Beispiel ihre aktuelle Ehe gerade zu zerbrechen droht. Dann sitzt sie ungeschminkt am Sofa, als zufällig gerade Andrea zum Rapport kommt. In Streeps perfekt minimalistischem Spiel erkennt der Zuschauer sofort, wenn Achtung die Verachtung verdrängt. Denn eigentlich schätzt die Film-Miranda die individualistische Film-Andrea mehr als die marionettenhaften „Runway“-Girls. Im Buch dagegen sind jene Girls, und besonders die Senior-Assistentin Emily (Emily Blunt im Film), durchaus brüchig und witzig gezeichnet.

Schade, denn eigentlich läge die Qualität der Story in eben diesen Brüchen und, dramaturgisch gesehen, eher unglaubwürdigen Entwicklungen. Natürlich lebt die Story davon, auf der „wahren“ Anna Wintour zu basieren. Wäre die Figur erfunden, könnte man im Buch kritisieren, dass die gesamte Modeindustrie zu oberflächlich unter die Lupe genommen wurde. Aber so weiß man, dass es der Autorin um „Rache“ ging, was ihre Qualität als Autorin keienswegs schmälert. Auch das Nachfolgebuch „Die Partyqueen von Manhattan“ wurde durchaus positiv rezensiert.

Anna Wintour soll eine Vorstellung in New York gemeinsam mit ihrer Tochter besucht, und sich bestens amüsiert haben. Ein offizielles Statement von ihr zum Buch oder Film gibt es nicht. Wie auch immer sie sein mag, ein Teufel ist sie ganz bestimmt nicht. Und Prada ist auch nicht ihr Favorit.

Der Teufel trägt Prada